Part 2 - Auf Bärenpfaden durch Schweden
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Nach dem kilometerintensiven Auftakt schalten wir bewusst einen Gang runter.

Weniger Kilometer, mehr Natur – und vor allem: mehr von diesem ganz besonderen „Bärenland-Gefühl“, das den mittleren Westen Schwedens so einzigartig macht.

Der Tag beginnt entspannt: ein ausgedehntes Frühstück direkt am Strand des Österdalälven. Kaffee dampft in der Tasse, frisches Brot und Blick aufs Wasser – so kann man in den Tag starten. Doch lange hält uns der Platz nicht – wir sind neugierig auf mehr.

Nach einer kurzen Fahrt – nur etwa 30 Minuten – parken wir am oberen Parkplatz des Nipfjället, einem sanften, von Fjällbirken umsäumten Bergrücken. Schon auf dem Weg dorthin staunen wir nicht schlecht: Eine Herde Rentiere kreuzt gemütlich unsere Route. Für Sven ist es das erste Mal, dass er die Tiere in freier Wildbahn sieht – und er kann den Blick kaum abwenden. Naturdokumentation live – besser geht’s nicht.

Vom Parkplatz starten wir eine Rundwanderung mit traumhaftem Ausblick auf den markanten Städjan. Der Wind pfeift über das Fjäll, die Luft ist klar, und wir sind gefühlt ganz allein mit dieser wilden Weite.

Danach führt uns die Route auf kleinen, teils unbefestigten Straßen durch das Härjedalen – ein abgelegenes, ursprüngliches Gebiet mit der höchsten Bärenpopulation Schwedens.

Ein echter Geheimtipp: Die Straße von Funnäsdalen nach Ljungdalen. Sie schlängelt sich durch dichte Wälder, vorbei an Mooren, über weite Ebenen mit abrupt wechselnder Vegetation – ein Kaleidoskop der skandinavischen Landschaft.

Immer wieder halten wir an, steigen aus, staunen. Die Bären lassen sich zwar (noch) nicht blicken, aber immerhin läuft uns ein imposanter Zuchtbulle samt Damenrunde über den Weg. Wir diskutieren kurz, ob der Bulle oder der Bär gefährlicher ist.

Weiter geht’s nach Storsjö. Dort planen wir eine weitere Wanderung – diesmal soll uns der Pfad in Richtung des Lunndörrspasset führen, einer riesigen Pforte in inmitten der Bergwelt. Schon der Name klingt nach nordischer Mythologie. Die Strecke nach Nordsätern ist einsam, staubig und wunderschön. Nach knapp zwei Kilometern aber das ernüchternde Ende: Ein Fluss versperrt den Weg, die Brücke liegt noch als Bausatz daneben. Keine Chance. Also kehrten wir um – nicht ohne ein bisschen zu fluchen und zu lachen. So ist das mit Abenteuern: Man plant sie, aber sie planen sich oft selbst.

Wir fahren zurück in Richtung des zuvor gesichteten Stellplatzes im Wald, mitten im Bärenland – abgeschieden, ruhig, nur Wald und wir. Die Sonne sinkt langsam, der Grill wird angeheizt, ein kleines Lagerfeuer entfacht. Es gibt Grillfleisch, Rote-Beete-Salat und natürlich den Rum-Cola, der sich heute als Favorit herausstellt. Mit jedem knisternden Holzscheit lauschen wir in die Nacht. Kein Bär in Sicht. Vielleicht haben wir es mit dem Feuer zu gut gemeint – oder sie haben einfach kein Interesse an unseren Rum-Cola. Gegen Mitternacht verkrochen wir uns in „Siggi“ – und lassen das Kopfkino die eigentliche Wildnis spielen.

 

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