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Part X: Sri Lanka: Tee, Tempel & Herzenswärme
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... zwei Tage von denen wir noch lange erzählen werden.
An unserem 34. und 35. Tag unserer Reise mit der Mein Schiff 6 durften wir Gast in Sri Lanka sein. Sri Lanka ist eine Insel, die Reisende nicht einfach empfängt, sondern umarmt. Wer einmal hier war, trägt das Land im Herzen weiter. Für uns beide, die gerne gemeinsam reisen, neugierig sind und echte Erlebnisse schätzen – ist Sri Lanka ein Ort, der alles hat, was eine Reise unvergesslich macht.
Kaum ein anderes Land bietet auf so kleinem Raum eine solche Mischung aus:
- Traumstränden wie Mirissa, Unawatuna oder Nilaveli
- Berglandschaften mit Teeplantagen, Nebelwäldern und Wasserfällen
- Nationalparks voller Elefanten, Leoparden und exotischer Vögel
- Kulturellen Schätzen wie Sigiriya, Kandy oder Anuradhapura
- Kolonialem Flair in Galle und Colombo
Egal, ob Erholung oder Abenteuer – Sri Lanka kann beides gleichzeitig anbieten.
Was uns hier jedoch am tiefsten berührt hat, war die außergewöhnliche Freundlichkeit der Menschen in Sri Lanka – eine Herzlichkeit, die nicht aufgesetzt oder touristisch einstudiert wirkt, sondern aus einer echten, jahrhundertealten Kultur der Gastfreundschaft entspringt. Jeder Blick, jedes Lächeln und jede kleine Geste schien von ehrlicher Wärme getragen zu sein. Man fühlt sich nicht wie ein Besucher, sondern wie ein willkommener Gast, dem man mit offenem Herzen begegnet.
🌿 Tag 34 – Colombo: Zwischen Teetradition, Großstadt & Elefantenlegenden
Sri Lanka begrüßte uns schon am frühen Morgen mit seinem warmen, feuchten Klima und der wuselig-freundlichen Atmosphäre Colombos.

Für diesen Tag hatten wir drei Ausflüge priorisiert, die direkt von der Mein Schiff angeboten wurden – und alle klangen nach einem großem Abenteuer:
1. Sigiriya – Der Löwenfelsen
Ein majestätischer Monolith, der steil aus der Ebene ragt. Auf seinem Gipfel thronen die Ruinen eines Königspalastes, flankiert von kunstvollen Fresken und königlichen Gärten. Sigiriya gehört zu den eindrucksvollsten Orten des Landes – mystisch, monumental und voller Geschichte.
2. Kandy & der Zahntempel
Im Herzen des zentralen Hochlands gelegen, bewahrt Kandy eine der heiligsten Reliquien des Buddhismus auf: einen Zahn Buddhas. Zeremonien, Trommeln, Blumenduft und religiöse Hingabe prägen diesen spirituellen Ort.
3. Zwischen Teesträuchern und Tradition – Rayigam Tea Factory
Eine Reise in die südwestlichen Tiefland-Teeregionen Sri Lankas. Zwischen grünen Plantagen und historischen Maschinen erhält man einen authentischen Einblick in die Welt des berühmten Ceylon-Tees.
Wir entschieden uns für Tour 3: „Zwischen Teesträuchern und Tradition“.
Pünktlich um 07:45 Uhr verließen wir mit einem kleinen Bus den Hafen. Die Stimmung im Bus war erwartungsvoll – doch nach knapp 30 Minuten kam die erste Überraschung: Der Bus hatte einen defekt. Kurzes Chaos, ein paar Lacher – und dann ging es nach dem Umsteigen in einen Ersatzbus weiter. Sri Lanka eben: immer ein wenig unvorhersehbar, aber immer herzlich.
Nach rund zwei Stunden Fahrt erreichten wir schließlich unser Ziel: die Rayigam Tea Factory.
Unterwegs erzählte unser Guide voller Begeisterung über Land, Kultur und vor allem über die Elefanten Sri Lankas – Tiere, die hier unglaublich verehrt werden.
Wir erfuhren, dass die sri-lankischen Elefanten zur Art der asiatischen Elefanten gehören – und dass sie sich deutlich von den afrikanischen unterscheiden:
- Größe: Afrikanische Elefanten sind größer und massiver, asiatische etwas kleiner und schlanker.
- Ohren: Die berühmten „Afrika-Ohren“ sind riesig und ähneln der Form des Kontinents; asiatische Elefanten haben rundere, kleinere Ohren.
- Stoßzähne: Bei afrikanischen Elefanten tragen Weibchen und Männchen Stoßzähne. In Asien dagegen meistens nur die Männchen – viele sogar gar nicht.
Unser Guide erzählte uns schmunzelnd von einer Legende, die in Sri Lanka bis heute lebt: Manche Elefanten sollen im Inneren ihrer Stoßzähne eine geheimnisvolle Perle tragen – die sogenannte Gaja Muthu. Eine magische Kostbarkeit, so selten wie ein Wunder und umgeben von einem Hauch uralter Mystik. In den Geschichten der Einheimischen heißt es, diese Perle verleihe Weisheit, Schutz und besondere spirituelle Kraft. Obwohl ihre Existenz nie wissenschaftlich bestätigt wurde, lebt der Glaube daran in den Herzen der Menschen weiter – getragen von Tradition, Ehrfurcht und der tiefen Verbindung, die die Sri Lanker zu ihren Elefanten haben. Für einen Moment hatten wir das Gefühl, selbst in einem dieser alten Mythen zu stehen.
Sehr real hingegen ist die Besonderheit ihrer Backenzähne: Elefanten besitzen sechs Generationen von Backenzähnen, die sich von hinten nach vorne, wie auf einem Förderband nachschieben. Sind alle Zähne verbraucht, können sie nicht mehr kauen – und das bestimmt oft ihr Lebensende. Für uns ein bewegender Blick in die Biologie dieser sanften Riesen.
Zurück zur Rayigam Tea Factory. Das Gelände erschien uns wie eine Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart. Überall rund um die Fabrik erstreckten sich grüne Teesträucher, sauber in Reihen gesetzt, durchzogen von kleinen Wegen, die von Pflückerinnen täglich begangen werden.

Die Fabrik selbst wirkte charmant traditionell:
- ein Haupthaus im Kolonialstil
- alte Maschinen, die noch heute zuverlässig arbeiten
- der Duft frisch verarbeiteter Teeblätter lag in der warmen Luft
- ein kleines Bungalowgebäude des Fabrikleiters, umgeben von Palmen und Blumen
Es war kein touristisch überlaufener Ort – eher ein authentisches, geerdetes Stück Tee-Geschichte.
Sri Lanka gilt als eines der weltweit führenden Teeanbauländer. Wir erhielten eine Führung, die uns Schritt für Schritt zeigte und seit Generationen nahezu unverändert geblieben ist, wie in Sri Lanka Tee entsteht:
1. Pflücken – Two Leaves and a Bud
Nur die obersten beiden Blätter und die zarte Knospe – das sogenannte „Two Leaves and a Bud“ – werden von erfahrenen Pflückerinnen per Hand geerntet. Diese Auswahl garantiert die spätere Qualität. Jede Korbfüllung wird noch vor Ort kontrolliert, bevor sie in die Fabrik gelangt.

2. Welken
In langen, luftdurchströmten Rinnen werden die frischen Blätter ausgebreitet. Über mehrere Stunden verlieren sie rund die Hälfte ihrer natürlichen Feuchtigkeit. Dadurch werden sie weich genug, um weiterverarbeitet zu werden – und gleichzeitig beginnen sich erste Aromen zu entwickeln.

3. Rollen
Beim Rollen werden die Zellwände der Blätter aufgebrochen. Ob händisch oder maschinell – das Ziel ist dasselbe: Die ätherischen Öle sollen sich mit Sauerstoff verbinden. Dieser Schritt ist entscheidend für das spätere Aroma und die Struktur des Tees.

4. Fermentation (Oxidation)
Während der Oxidation, oft “Fermentation” genannt werden die gerollten Blätter in kühlen Räumen ausgebreitet. Binnen einer bis drei Stunden färben sie sich kupferrot – ein Zeichen dafür, dass sich Geschmack, Körper und Duft voll entfalten. Hier entscheidet sich, ob ein Tee mild, kräftig, malzig oder blumig wird.
5. Trocknen
Um den perfekten Oxidationsgrad einzufangen, werden die Blätter in große Trocknungsmaschinen gegeben. Heiße Luft entzieht ihnen die restliche Feuchtigkeit, bis der Wassergehalt auf ca. 2–3 % sinkt. Jetzt ist es offiziell schwarzer Ceylon-Tee.
6. Sortieren & Graden
Nach dem Trocknen werden die Blätter durch Siebe verschiedener Größe geführt. So entstehen verschiedene Grade wie:
- OP – Orange Pekoe: lange, ganze Blätter
- BOP – Broken Orange Pekoe: kleinere, kräftigere Partikel
- Dust: feine Teepartikel für Teebeutel
Diese Einteilung sagt nichts über gut oder schlecht aus – sie beeinflusst nur Stärke, Farbe und Geschmack des Aufgusses.
7. Verpacken
Zum Schluss wird der Tee luftdicht verpackt – entweder in Jutesäcke für den Export oder in hübsche Dosen und Beutel für den lokalen Markt. Von Colombo aus reist der Tee dann in über 50 Länder.
Die Herstellung von Ceylon-Tee ist weit mehr als ein industrieller Prozess. Es ist ein Zusammenspiel von Erfahrung, Klima, Handarbeit und Geduld. Jeder Schritt – vom morgendlichen Pflücken bis zum finalen Versiegeln – beeinflusst den Charakter des Tees.

Nach dieser beeindruckenden Vorführung wurden wir noch in den kleinen Bungalow des Fabrikleiters eingeladen. Bei einer Tasse kräftigem Ceylon-Schwarztee saßen wir in seinem großen Garten, hörten die Vögel zwitschern und genossen diesen authentischen Moment.

Natürlich konnten wir nicht widerstehen und kauften ein paar Teesorten – ideal für einen High Tea zu Hause, ganz im Sinne der britisch-srilankischen Tradition.

Auf dem Rückweg führte uns der Bus quer durch die lebendige Altstadt Colombos. Wir sahen:
- das alte Dutch Hospital
- bunte Märkte voller Gewürze und Stoffe
- koloniale Verwaltungsgebäude
- der Blick auf den Lotus Tower
- das lebendige Galle Face Green
Colombo zeigte sich freundlich, wuselig, voller Energie – ein wunderbarer Mix aus Tradition und Moderne.

In der Nacht verließen wir Colombo und fuhren weiter nach Hambantota.
🌄 Tag 35 – Hambantota: Felsentempel & buddhistische Farbenpracht
Für diesen Tag haben wir die zwei nachfolgenden Ausflüge näher ins Auge gefasst:
1. Der Felsentempel Mulkirigala
Ein auf und in einen 205 m hohen Felsen gebauter Tempelkomplex, der über 1700 Jahre alt ist. Mehrere Terrassen, Höhlen mit farbenprächtigen Wandmalereien und liegende Buddha-Statuen prägen diesen heiligen Ort.
2. Safari im Udawalawe-Nationalpark
Eine tierische Abenteuerfahrt mit hoher Chance, asiatische Elefanten in freier Wildbahn zu sehen – perfekt für Naturliebhaber.
Unsere Wahl fiel auf Mulkirigala.
Unser Tag begann heute um 08:45 Uhr – und an dieser Stelle möchten wir einmal ein großes Lob an die Organisatoren von Mein Schiff aussprechen. Obwohl mehrere Busse das gleiche Ziel ansteuerten, wurden die Abfahrten clever zeitversetzt geplant. So verteilten sich die Gruppen wunderbar, und wir konnten die Sehenswürdigkeiten ohne Gedränge und in angenehm ruhiger Atmosphäre erleben. Ein kleines Detail, das den Ausflug jedoch spürbar entspannter machte.
Nach ca. 60 Minuten Fahrt erreichten wir den beeindruckenden Felsen – ein kleiner Bruder des berühmten Sigiriya, aber deutlich spiritueller.
Über Treppen gelangt man zu verschiedenen Ebenen, jede mit einem eigenen Höhlentempel. Die Wandmalereien leuchten in warmen Gold-, Rot- und Ockertönen. Mehrere liegende Buddhas empfangen die Besucher – ein Zeichen tiefen Friedens.

Am Eingang des Tempels erklärt uns der Guide die buddhistische Fahne, die in Sri Lanka allgegenwärtig ist. Die Farben gehen auf die Aura (den Strahlenkranz) zurück, die Buddha der Überlieferung nach nach seiner Erleuchtung ausgesendet hat. Jede Farbe steht für eine Qualität des Geistes und der Lehre.
Blau – Metta (Liebevolle Güte): Symbolisiert Frieden, Mitgefühl und universelle Freundschaft.
Gelb – Mittlerer Weg: Steht für Ausgewogenheit, geistige Klarheit und die Abwesenheit extremer Haltungen.
Rot – Segen & Energie: Traditionell verbunden mit der Kraft der Praxis und den Verdiensten des Dharma.
Weiß – Reinheit: Steht für die Reinigung des Geistes, Weisheit und Befreiung.
Orange – Weisheit des Buddha: Symbolisiert das tiefe Verständnis und die Weisheit.
Entstanden ist die Fahne 1885 in Colombo – ein Symbol für den wiederauflebenden Buddhismus in Sri Lanka. 1950 wurde sie zum internationalen buddhistischen Symbol erklärt.

Weiter ging es, auf die erste Ebene, wo wir den ersten liegenden Buddha bestaunen durften. Die liegende Haltung stellt nicht den Schlaf dar, sondern zeigt den Moment des Parinirvana – den Übergang des Buddha in das endgültige Verlöschen nach seinem Tod, nachdem er die Erleuchtung vollkommen verwirklicht hatte.
Die Haltung:
- auf der rechten Seite
- Kopf auf der rechten Hand
- Beine ruhen übereinander
- ein Gesichtsausdruck völligen Friedens
Ein besonders stiller, spiritueller Moment – und ein Sinnbild für Vergänglichkeit und Befreiung.

Der Besuch des Felsentempels Mulkirigala wäre nicht vollständig ohne den Aufstieg über die fünf Terrassenebenen, die sich am und um den gewaltigen Felsen schmiegen. Was auf den ersten Blick wie ein entspannter Spaziergang wirkte, entpuppte sich schnell als schweißtreibende Mini-Expedition.

Der Weg führte uns über steile Steinstufen, die in den Fels gehauen wurden und über schmale Passagen, die eher an kleine Klettersteige erinnerten. Der Schatten der Bäume und Felsen war dabei nur spärlich – die tropische Luft dagegen warm, schwer und feucht. Schon nach wenigen Minuten lief uns der Schweiß in Bächen den Rücken hinunter.
Ganz oben thronte sie schließlich: eine strahlend weiße Dagoba oder auch Stupa genannt, die im grellen Sonnenlicht leuchtete, wie ein stilles Wahrzeichen des Glaubens.

Die letzten Meter dorthin waren die steilsten – ein echter Kraftakt. Und als wir die oberste Plattform erreichten, waren wir wirklich komplett klitschnass, als hätte man uns einmal durch einen tropischen Regenguss geschickt. Das Klima Sri Lankas kennt eben keine Gnade.
Doch die Aussicht von hier oben war jede Mühe wert:
- endlose grüne Hügel,
- dicht bewaldete Ebenen,
- Felder und Palmenhaine bis zum Horizont,
- ein Panorama, das uns für einen Moment still werden ließ.
Der warme Wind trocknete unsere Kleidung ein wenig, und nach einer kleinen Verschnaufpause saßen wir einfach da – dankbar und beeindruckt.
Der Rückweg erfolgte über denselben Pfad, nur diesmal vorsichtig und konzentriert. Die Felsen waren hier und da etwas glatt, die Stufen unterschiedlich hoch, und der tropische Dampf lag noch immer schwer in der Luft.

Wieder auf der untersten Ebene angekommen, ließ es sich Pamela natürlich nicht nehmen, sich noch den traditionellen Segen zu holen. Ein buddhistischer Mönch (Bhikkhu) rezitierte dabei die alten Pirith-Verse, die in Sri Lanka als Schutz- und Segensgebete gesprochen werden. Mit ruhiger Stimme, heiligen Formeln und dem weißen Segensfaden, der ums Handgelenk gebunden wird, schenkte er Pamela einen Moment tiefen Friedens – ein berührender Abschluss unseres Tempelbesuchs.
Sri Lanka hat uns bewegt: durch seine Schönheit, seine Mythen, seine Teeplantagen seine Tempel – aber vor allem durch die Herzlichkeit und Wärme der Menschen, die ihr Land mit so viel Stolz zeigen.
Diese zwei Tage waren ein Geschenk – und wir werden lange davon erzählen.
Wenn es euch gefallen hat könnt ihr die komplette Folge bei spotify begutachten: Folge #11 - Sri Lanka – Tee, Tempel & Herzenswärme
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