Ein neuer Tag, ein neues Naturspektakel

Nur 280 Kilometer trennen uns von unserem nächsten Ziel – dem sagenumwobenen Tiveden Nationalpark, einem der ältesten und ursprünglichsten Wälder Schwedens. Bevor wir in die Wildnis abtauchen, gönnen wir uns noch einen urbanen Zwischenstopp.

Örebro empfängt uns mit sonnigem Flair, entspannten Menschen und einem mittelalterlichen Highlight: der Wasserburg mitten in der Stadt, umflossen vom Fluss Svartån. Das geschäftige Treiben wirkt hier gelassen und freundlich. Perfekter Ort für einen Lunchstopp. In einem der zahlreichen Außenrestaurants lassen wir uns einen klassischen schwedischen Krabbensalat schmecken. Für uns steht fest: Örebro ist mehr als nur ein Zwischenstopp.

Gut gelaunt machen wir uns auf den Weg zum Campingplatz Tiveden – doch dann: Überraschung! Mittsommerwochenende! Ah ja richtig, da war ja was. Wir haben den 19. Juni, die Schweden begeben sich ins lange Wochenende und der Platz ist restlos voll. Im Nationalpark ist das Campen nur per Zelt und an ausgewiesenen Stellen erlaubt. Das bedeutete wir versuchen es beim südlich gelegenen Platz Stenkällegården – und haben Glück: Ein Stellplatz ist noch frei.

Zuerst etwas skeptisch (Stichwort: Legebatterie-Vibes), überzeugt uns der terrassenförmig angelegte Platz schnell. Sauber, charmant gelegen und mit dem gewissen Etwas. Hier bleiben wir zwei Nächte – inklusive Mittsommerfeier.

Nach dem Aufbau starten wir direkt die Festlandsmeisterschaften im Boule. Sven bleibt auf Siegeskurs, Sebastian hadert erneut mit seiner Technik. Mit Grill & Chill neigt sich der Tag dem Ende und wir erleben den ersten massiven Feindkontakt der Tour. Ein paar Mücken machen den Anfang gefolgt von unzähligen Knots (Kriebelmücken oder auch Gnitzen). Die winzigen Viecher sind lautlos und beißen und wenn man nicht aufpasst, rauben sie einem auch den Spaß. Das Ganze schauen wir uns noch eine Zeit an und verziehen uns dran in unseren Siggi der wieder mal Star des Platzes ist.

Am nächsten Morgen steht das südliche Tor zum Nationalpark Tiveden - nur neun Kilometer entfernt – auf dem Plan. Neun markierte Wanderwege gibt es im Tiveden – wir entscheiden uns für die 4,6 km lange Trollkyrkorundan (Trollkirchenrunde), die mit ca. 3 Stunden Gehzeit angegeben ist.

Es geht ordentlich auf und ab und das Gelände ist deutlich schwieriger als wir uns das, nach den Erfahrungen der letzten Woche, gedacht haben. Auf dem Weg kommen wir an der kleinen und großen Trollkirche vorbei. Beide können bestiegen werden und sind hoch aufragende Felsen. Von hier oben Blick man auf den 7 Kilometer entfernten Vätternsee und tatsächlich diente der Fels schon früher als wichtige Markierung für die Seefahrt. Da der Berg, aus Sicht der Seefahrer, im Niemandsland, weiter hinter den Siedlungen an der Küste liegt, konnte es nur die Kirche der Trolle sein. So die Namensgebung. Auch hier entdecken wir wieder einzigartige Landschaften und ein gutes Workout.

Danach zieht es uns noch auf eine ganz kurze Tour zum Junker Jägares Sten (Junker-Jäger-Stein). Der 15 Meter lange Fels wurde von Eis mitgerissen und blieb dann, aufgerichtet, hier so stehen. Sehr beeindruckend! Aber das soll für heute auch reichen. Wir fahren zurück zum Campingplatz.

Zurück auf dem Campingplatz ist die Mittsommerstimmung voll entfaltet: Die Schweden haben ihre Wohnmobile und -Wagen in Blau-Gelb beflaggt, Blumen stehen auf den Tischen undein Midsommarstång (Mittsommerstange/Mittsommerbaum) ist aufgestellt. Alle bereiten sich aufs Essen vor. So auch wir. Zum Feste nur das Beste. Es gibt Grillfleisch, Kartoffelsalat, Tomate-Mozzarella-Salat und einen Avocado-Rote Beete-Salat. Abgerundet mit Bier, Gin genießen wir bei einer traumhaften tiefstehenden Sonne.

Dann: Böllerschüsse! Sie läuten den offiziellen Sommeranfang ein. Ein Abend wie gemalt, mit Sonnenuntergang, Lachen, Gesprächen und einem bittersüßen Beigeschmack – leider schon der vorletzte Abend unserer Reise.